Türkei der Osten
- "PRAJ" Family
- 9. Sept. 2019
- 5 Min. Lesezeit
Auf der Reise von Konya nach Aksaray sehen wir uns zum ersten Mal in der Türkei eine von den unzähligen Moscheen von innen an. Diese ist eine besondere, da sie innen aus Holz ist.
Ihrem Ruf gerecht…
Man hört immer wieder, dass die Menschen im Orient sehr gastfreundlich sein sollen. Das können wir nur bestätigen - egal ob in der Stadt oder am Land. In Konya (eine Millionenstadt) klopft ein Mann bei unserem Womo an und schenkt uns eine Honigmelone. In einem kleinen Bauerndorf halten wir an, um zu kochen. Plötzlich umzingelt uns eine Traube von neugierigen Kindern, mit denen wir versuchen uns auf Englisch ein wenig zu unterhalten, leider wenig erfolgreich. Es dauert nicht lange, da kommt eine Mutter und überreicht uns selbstgebackenes Fladenbrot und Weintrauben. Also …sehr, sehr gastfreundlich. Des Öfteren wurde uns auch schon Tee oder Suppe angeboten.
Wo sind die Flamingos?
Wer uns kennt, der weiß, dass wir an der Natur und vor allem an den Tieren besonders interessiert sind. Da kommt uns der riesige Tuz Gölü (Salzsee) gerade recht. Wir erfahren, dass es dort viele Flamingos geben soll. Wir machen uns auf den Weg dorthin und was wir finden ist eine riesige Salzfläche. Obwohl hier weit und breit keine Flamingos sind, finden wir an dieser scheinbar irrealer Welt Gefallen und spazieren durch die Salzwüste.
Wir übernachten in Sultanhani, wo wir auch die Karawanserei – ein Schutzgebäude, in dem sich früher die Karawanen vor den Feinden verstecken konnten – besichtigen. In Sultanhani lernen wir einen Teppichverkäufer kennen, der sehr gut Deutsch spricht. Er erklärt uns unter anderem, wo wir die Flamingos finden können.
Also fahren wir mit dem Womo 80 km in Richtung See. Wir freuen uns, als wir in einem kleinen Fluss den ersten braunen Flamingo entdecken. Wir gehen davon aus, dass dieser einer von vielen ist. Durch das unwegsame Gelände fahren wir mit den Rädern weiter bzw. gehen zu Fuß. Wir gehen durch den ausgetrockneten See und sehen vor uns den blauen Wasserstreifen. Wir denken, wenn wir noch ein Stückchen durch den Sand gehen, dann kommen wir zum Wasser und dort finden wir auch an die hundert (vielleicht rosa) Flamingos. Doch mit der Zeit, fällt uns auf, dass der blaue Streifen, das vermeintliche Wasser, nicht näher kommt. Als wir merken, dass es sich nur um eine Spiegelung handelt und der ganze See anscheinend ausgetrocknet ist, beschließen wir nach einigen km Marsch aufgrund der Hitze umzudrehen. Besonders Jan ist sehr enttäuscht, dass wir „so schnell aufgeben“ und wir die vielen Flamingos nicht sehen. Einziger Trost: Wir haben noch ein Paar über uns fliegen sehen. Man kann eben nicht immer alles haben.
Irgendwo in der Einöde Anatoliens finden wir unser Nachtlager, wo wir unter sternklaren Himmel am Lagerfeuer – als Brennmaterial verwenden wir Disteln – Würsteln grillen und Gitarre spielen. Am nächsten Morgen überrascht uns eine Schafherde mit Hunden und einem Hirten auf seinem Esel. Er kommt direkt auf uns zu, möchte mit uns plaudern und bietet uns gleich seinen Esel an.
Etwas anders als daheim
Hier in der Türkei ist so manches nicht so streng geregelt wie bei uns. So fährt man mit dem Moped oder Motorrad meist ohne Helm, fallweise auch zu dritt oder auch mit dem Hund. Auch im Auto ist es keine Seltenheit, dass bis zu zehn Leute mitfahren (in einem Van entsprechend mehr).
Wir sind ziemlich überrascht, als uns ein älterer Mann, während wir langsam durch ein Dorf fahren, anhält und gleich vorne zu uns ins Womo einsteigt, und das, obwohl Jan am Beifahrersitz sitzt. Jan rutscht zur Seite und schon fahren wir zu fünft weiter. Auf Türkisch redet er ununterbrochen auf Pravek ein. Anscheinend erklärt er ihm wo er hin möchte. So nehmen wir ihn halt ein Stück mit – nur rauchen lassen wir ihn im Auto nicht! Das ist hier anscheinend auch kein Thema in diesem Land.
Was auch oft noch kein Thema zu sein scheint, ist, dass der Müll nicht in die Natur gehört. In Bulgarien haben wir auch schon viel Müll am Straßenrand gesehen. Aber hier in der Türkei ist es noch ärger. Je weiter man in den Osten kommt, desto schlimmer ist es. Es ist so schade, dass die schöne Natur und die schöne Landschaft so verschmutzt wird.
Was wir sehr zu schätzen wissen, sind die vielen Trinkwasserbrunnen, die es in jedem Ort gibt, da wir immer wieder Wasser auftanken müssen.
In Kapadokkien gibt es wieder vieles zu sehen und zu entdecken, deshalb halten wir uns hier einige Tage auf und besichtigen einige der vielen Höhlenhäuser aus Tuffgestein, in denen sich früher die verfolgten Christen versteckt hielten.
Einen wunderschönen Canyon, in dem ebenfalls viele Höhlenhäuser und – Kirchen zu finden sind, befahren wir mit dem Fahrrad an zwei Tagen von unterschiedlicher Seite.
Ebenfalls eine Besonderheit Kappadokiens ist der Kratersee Nar Gölü mit seinem laugigen Thermalwasser. Die vielen Löcher in der Erde in der Nähe des Ufers lassen uns kleine Nagetiere vermuten. In der Früh entdecken wir dann tatsächlich einige Zwerghamster, die immer wieder ihren Kopf aus dem Bau stecken und schnell wieder darin verschwinden. Einziger Wehrmutstropfen an diesem idyllischen Platz ist leider wieder mal der herumliegende Müll.
In Derinkuyu sehen wir uns einen Teil der größten unterirdischen Stadt an.
Nachdem wir beschließen, dass wir die Reise in den Osten nach Georgien fortsetzen, uns aber die Rückfahrroute noch offen lassen (wie bereits erwähnt, haben wir uns etwas zu lange aufgehalten), fahren wir zügig weiter und halten einmal in der Stadt Sivas auf und später in den Bergen an einem See, wo wir wieder Lagerfeuer machen.
Goldene Haare
Immer wenn wir unter Menschen kommen, und das ist oft, sind die Leute ganz entzückt, wenn sie Jan mit seinen (im Sommer ganz besonders) blonden Haaren sehen. Viele können es nicht lassen, ihm durchs Haar zu fahren oder ihn zu drücken. Oft bekommt er auch einfach Süßigkeiten, Obst oder andere kleine Geschenke.
In Ostanatolien ist die Landschaft sehr gebirgig. Wunderschöne Felsformationen säumen die Straßen, die wie in der West-Türkei in einem sehr guten Zustand sind.
In Erzurum halten wir nur kurz auf, um uns ein Mittagessen zu holen. In dieser Stadt treffen wir ein deutsch-türkisches Ehepaar, das ebenfalls mit einem Camper unterwegs ist. Ihre Reise soll auch nach Georgien gehen. Wer weiß, vielleicht treffen wir einander wieder.
Unser letzter kleiner Ausflug in der Türkei führt uns mit dem Rad durch ein Bauerndorf (auch hier ruft man uns wieder „Caj, Caj“ zu) zu einer alten Burg in einer zerklüfteten Felslandschaft, ehe wir zur georgischen Grenze kommen. Leider können wir nicht direkt nach Armenien fahren, da die Grenzübergänge zwischen der Türkei und Armenien geschlossen sind. Der Grund dafür ist, dass die Osmanen 1895-1915 den Genozid an der armenischen Bevölkerung begangen haben, bei dem ca. 1 Mio Armenier den Tod fanden. Leider leugnet die Türkei bis heute diese Gräueltat.
Vorschau auf weitere Beiträge: Georgien, Armenien
Comments