29. Juli 2019
Nachdem wir von den letzten Freunden vom Camp Abschied genommen haben, sind wir wieder alleine als Familie ohne Dolmetscher (Vicky ist Bulgarin und spricht Deutsch und noch einige andere Sprachen) unterwegs. So sind wir wieder auf uns allein gestellt. Dir kyrillische Schrift können wir zwar mittlerweile schon entziffern, aber sehr langsam und die Tschechischkenntnisse helfen uns nur bedingt weiter. Zum Glück können die meisten Leute etwas Englisch.
Unser weiteres Ziel ist das Rila Kloster, welches versteckt im Rila Gebirge liegt und ein UNESCO-Weltkulturerbe ist. Vor und während der 500- jährigen Besatzung Bulgariens durch die Türken war Rila ein Bollwerk des christlichen Glaubens.
Wir wollen mit dem Rad auf einem Waldweg zu dem besagten Ort fahren. Leider wird das Gelände immer unwegsamer und Jan landet bei der Flussüberquerung im Wasser. Somit brechen die Radtour ab und holen wieder unser Womo.
Rila Kloster mit Wehrturm
Eine kleine Wanderung im Regen durch den Wald im Rila-Tal führt uns zur Höhle des Hl. Joan, der vor 1100 Jahren den christlichen Glauben im Land verbreitet hat und viele Menschen zum Glauben fanden, woraufhin das Kloster gegründet wurde.
Er ist auch auf der 1-Leva-Münze abgebildet.
Die Pyramiden von Stob sind ebenfalls eine Wanderung wert. Durch die Erosionen bildeten sich ganz besondere Formen aus dem rötlichen Sandstein heraus. Auch Schildkröten bekommt man hier zu Gesicht. (Da freut sich die Mama!)
Stob + Schildkröte
Den stärksten Kontrast zum Landesinneren finden wir in Sofia, der Hauptstadt des Landes. Hier scheint es, als gäbe es keine armen Leute im Land. Mode und Outfit sind den Menschen, wie in vielen Städten, enorm wichtig. Schmuckgeschäfte, Boutiquen Lokale und Cafes alles dicht beisammen, die Straßen sind voll davon. Wir sind wieder mal mit dem Rad unterwegs, da es sowieso keine Parkplätze in der Innenstadt gibt.
Tramway Sofia
In Plovdiv angekommen, erfahren wir, dass das die Kulturhauptstadt Europas 2019 ist. Die Altstadt mit ihren Kunsthandwerken ist besser zu Fuß als mit dem Rad zu besuchen, da der Straßenbelag aus alten Pflastersteinen besteht und außerdem sehr hügelig ist. Außer der Altstadt ist auch das römische Amphitheater besonders sehenswert. Interessant ist, wie moderne Architektur und die antiken Elemente harmonisch zusammengefügt sind.
Plovdiv hat eine sehr bewegte Vergangenheit.
Griechen , Römer, Thraker, Byzantiner, Slaven, Türken wechselten sich hier ab. So kommt es nicht selten vor, dass Gebäude aus verschiedenen Zeitepochen direkt nebeneinander liegen. Interessant ist auch ein Haus eines wohlhabenden Christen, der bereits im 1. Jhdt hier gelebt haben muss. Mosaikböden und sogar Trinkgläser und Glasschüsseln mit ersten christlichen Symbolen können hier bestaunt werden.
Im Flugzeugmuseum in Plovdiv kommen vor allem Pravek und Jan auf ihre Kosten.
Auf der Weiterfahrt in Richtung Osten streifen wir das Rodoppengebirge, wo wir eine Balkanspringnatter zu Gesicht bekommen. Auch viele Störche gibt es in der Gegend.
In der Nähe von Kardschali, im Südosten des Landes liegt das archäologische Perperikon - eine bedeutende Kultstätte der Thraker und anderer Völker davor. Hier soll das berühmte Orakel des Dionisos welches Alexander dem Großen die Weltherrschaft vorausgesagt hat gewesen sein.
Die Kinder machen es sich im Womo bequem, während wir einen Abendspaziergang hier unternehmen und die schöne Aussicht genießen.
Fotos Perperikon
Verbotene Zeitreise
Kurz vor Burgas (im Osten) treffen wir ebenfalls auf eine Ausgrabungsstätte, die allerdings nur durch ein Schild gekennzeichnet und frei zugänglich ist. Neben der Infotafel laden Stiegen ein, in diese Stätte hinunterzugehen. Kein Zaun, keine Absperrung, keine Verbotstafel, nichts! Wir wundern uns sehr, dass man da so einfach hineingehen kann, da hier antike Gegenstände, und sogar menschliche Knochen herumliegen bzw. teilweise aus den Mauern herausragen. Archäologie hautnah also! Da auch noch andere Menschen dieses Gelände betreten, nehmen wir an, dass das so in Ordnung ist. Einige Minuten später jedoch, erscheinen ein Mann und zwei Frauen, die uns zu verstehen geben, dass wir hier NICHT sein dürfen. Es stellt sich heraus, dass dies das Team des Museums von nebenan ist. Vor allem die ältere Dame, die die Chefin zu sein scheint, ist ziemlich aufgebracht über unsere Anwesenheit. Leider oder zum Glück können wir die bösen bulgarischen Worte nicht verstehen. Mit den anderen beiden Leuten können wir jedoch auf Englisch in einem versöhnlichen Ton miteinander sprechen. Als wir weiterfahren, sehen wir schon die nächsten Touristen wie sie die Ausgrabungsstätte betreten ……
Fotos: Ausgrabung bei Burgas
5. Aug 2019
Schlafplatzsuche
Immer noch bei Burgas suchen wir, es ist schon dunkel, einen Schlafplatz mit Meerblick. Wir finden eine einsame Stelle über den Klippen. Nur ein paar Schweine und ein Streunerhund kommen uns entgegen. Als wir uns so einparken, dass wir endlich gerade stehen, kommt ein Auto und zwei eher zwielichtige Typen steigen aus. Der eine kommt her und gibt sich als Polizist in Zivil aus. Er streckt uns zwar einen „Dienstausweis“ entgegen und verlangt die Autopapiere, aber wegen der Zigarette und dem nackten Oberkörper schenken wir ihm keinen Glauben. Ohne uns auf weitere Diskussionen einzulassen, fahren wir weiter und suchen uns eben einen neuen Platz. Der soll nun leider nicht am Meer sein, sondern in einer Wohnsiedlung. Eigentlich wollen wir dort nur umdrehen, als ein Mann mittleren Alters uns vor seinem Haus begrüßt und uns seinen Parkplatz anbietet. Er und seine Frau laden uns gleich zu einem Glas Wein ein. Pravek kommt der Einladung nach, der Rest der Familie legt sich schon aufs Ohr, da es schon sehr spät ist. Dieses gastfreundliche Ehepaar erzählt von ihrem Leben (Georgi, so heißt der Mann, spricht deutsch, da er einst in der DDR gearbeitet hat) und dass sie auch oft mit dem Campingwagen unterwegs sind. Deshalb fühlen sie sich gleich mit uns verbunden. Zum Abschied schenken sie uns noch einen Sack voller Tomaten aus ihrem Garten.
Es gibt auch in Bulgarien, so wie überall, solche und solche Menschen!
Aussicht auf weitere Beiträge...
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